Das Fotohaus ist eines der letzten Basler Fachgeschäfte der Freien Strasse. Doch der Trend zur Analogfotografie und die wiedergefundene Freude am bewussten Umgang mit einer Kamera machen dem jungen Geschäftsinhaber Adrian Samuel Mut. Denn sinnlos drauflos knipsen war gestern.

Wenn ein neues Geschäft eröffnet, dann erregt das die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt. Bei älteren Geschäften verhält es sich genau umgekehrt. Was immer schon da war, wird kaum wahrgenommen und als selbstverständlich betrachtet. Erst wenn ein Traditionsunternehmen nicht mehr da ist, fällt es wieder auf. Was folgt, ist dann meistens ein kurzer, aber lauter medialer Aufschrei, der für mehr Aufmerksamkeit sorgt als das Unternehmen während den ganzen erfolgreichen Jahren je erfahren hat. So muss es aber nicht immer ablaufen. Daher unser Tipp: Achte dich bei deinem nächsten Stadtbummel mal wieder auf all jene Traditionsgeschäfte, die es immer noch gibt, die immer noch für dich da sind. Wie das @Fotohaus an der Freien Strasse.

«Jeder meiner Vorgänger hat das Geschäft plus minus 30 Jahre lang geführt. Das heisst, ich muss noch 28 Jahre durchhalten, um die Tradition nicht zu brechen.» (Adrian Samuel, Inhaber Fotohaus)

Adrian Samuel hat das Fachgeschäft für Fotografie 2019 von seinem Vorgänger Rolf Hämmerlin übernommen, der zuvor auf Kurt Bolliger folgte, der wiederum die Söhne vom ursprünglichen Firmengründer Bernhard Wolf abgelöst hat. Die Geschichte des Fotohaus reicht bis ins Jahr 1899 zurück. Alle Geschäftsführer haben das Unternehmen während rund 30 Jahre begleitet, womit die Rechnung für den heutigen Inhaber Adrian Samuel schnell gemacht ist: «Jeder meiner Vorgänger hat das Geschäft plus minus 30 Jahre lang geführt. Das heisst, ich muss noch 28 Jahre durchhalten, um die Tradition nicht zu brechen.»

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Fotografie als «The next big thing»

Als Bernhard Wolf das Geschäft unter dem Namen «Eine Handlung für fotographische Spezialartikel» 1899 eröffnete, war die Fotografie the next big thing. Heute stehen wir ironischerweise wieder an einem ähnlichen Punkt – und dies zur Freude von Adrian Samuel. «Heute erleben wir einen Trend zurück zur Analogfotografie. Es findet eine Rückbesinnung auf eine reduzierte Anzahl Bilder statt. Weg vom sinnlosen drauflos Knipsen hin zur bewussten Handlung und dem sorgfältigem Umgang mit einer hochwertigen Kamera.» Die rasante Entwicklung der Smartphones und die immer besser werdenden Kameras sieht Adrian Samuel dann auch nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung für die Fotografie-Branche. «Es gibt eine Schätzung, die besagt, dass weltweit pro Sekunde so viele Fotos in den Sozialen Medien hochgeladen werden, wie während den gesamten ersten 100 Jahren der Fotografie zusammen gemacht worden sind. Wenn also nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen, die tagtäglich mit ihrem Smartphone Fotos machen, mehr aus ihren Bildern herausholen möchte und sich überlegt, eine richtige Kamera zu kaufen, dann hat unsere Branche gewonnen.»

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Die Qualität der Handykameras mag sich zwar weiterentwickeln – das winzig kleine Objektiv kann jedoch nie die Fülle an Bildinformationen wie Licht, Schatten, Kontrast, Tiefe, Schärfe oder Farbenvielfalt aufnehmen wie eine richtige Kamera. Physikalisch schlicht unmöglich. Genau darin liegt der Vorteil einer klassischen Kamera – genau deshalb kommen Fotobegeisterte jeden Alters seit über 100 Jahren ins Fotohaus in der Freien Strasse.

«Wenn nur ein kleiner Prozentsatz der Menschen, die tagtäglich mit ihrem Smartphone Fotos machen, mehr aus ihren Bildern herausholen möchte und sich überlegt, eine richtige Kamera zu kaufen, dann hat unsere Branche gewonnen.» (Adrian Samuel, Inhaber Fotohaus)

Betreuen und begleiten – darauf kommt es an

Die Kundschaft im Fotohaus präsentiert sich dementsprechend vielseitig. Vom Einsteiger zum Profi, vom Opa zum Schüler, ist alles dabei. Kameraverrückte, Sammler, Künstler, Bastler, Reisende, Studenten – sie alle zählen zu Adrian Samuels Kunden. «Genau darin liegt aber auch die grosse Herausforderung: Den Spagat zu finden zwischen dem Aufrechterhalten der bestehenden Kundschaft, die seit Jahrzehnten zu uns hält, und dem Aufbauen einer neuen Generation, welche die Zukunft des Geschäfts absichert. Den Schüler, der einen Film für 9 Franken kaufen möchte und es an der Kasse dann heisst «Saldo zu klein», müssen wir genauso ernst nehmen wie die Stammkundschaft», sagt Adrian Samuel und erinnert sich dabei gerne an eine Weisheit seines Mentors und Vorgängers Rolf Hämmerlin zurück: «Wenn du Verkäufer bist, verkaufst du nicht einfach nur Ware, sondern betreust in erster Linie den Menschen. Das ist mir geblieben. Betreuen und Begleiten – das macht den Besuch im stationären Geschäft aus.»

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Adrian Samuel und sein Team arbeiten hart, dass das Fotohaus auch noch viele weitere Jahrzehnte eine beliebte Anlaufstelle für Fotografie bleiben wird. Dafür sorgen verschiedene Service- und Dienstleistungen. Neben dem Verkauf von neuen Kameras und allerlei Zubehör ist das Fotohaus auch auf Ankauf und Verkauf von älteren Geräten spezialisiert. Ausserdem wird auf den beiden Etagen des Geschäfts fleissig repariert, Filme entwickelt, Bilder produziert – und es befindet sich auch ein Studio für Pass- und Bewerbungsbilder.

Wie hiess es nochmals zu Beginn dieser Story? «Wenn ein Geschäft immer schon da war, wird es kaum wahrgenommen und als selbstverständlich betrachtet.» Ein so langjähriges Traditionsgeschäft wie das Fotohaus hätte doch eigentlich tagtäglich unsere Aufmerksamkeit verdient.

Fotohaus

Freie Strasse 4

fotohaus.ch

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