So verboten wie der Alkohol während der Prohibitionszeit: Julian Bhorania aus der Styx Bar mixt uns heute mit dem «Le Frère Interdit» eine Art Sazerac mit Grüntee, Zitronengras und Schokolade.

Zitronengras, Grüntee und schwarze Schokolade: Das sind die Zutaten, die Thierry Dunkel für Julian Bhorania aus der Styx Bar ausgewählt hat.

Keine leichte Aufgabe, denke ich mir. «Auch ich habe noch keine Ahnung, was ich mit diesen spannenden Zutaten anstellen werde», gibt Julian zu, «Gerne möchte ich mich aber vorab noch bei Thierry für die Nomination bedanken. Ich fühle mich geehrt. Schliesslich ist Thierry nicht nur eine Legende in der Basler Barszene, sondern auch ein super Typ. Und die Blaupause gehört definitiv zu meinen Lieblingsbars in der Stadt!»

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So, nun aber fertig geplaudert – was wird uns Julian Spannendes mixen?

«Die Kombination der drei Zutaten tönt extrem exotisch. Ich möchte drum auf jeden Fall versuchen, alles zu verwenden. Das Zitronengras werde ich auspressen, wüsste nicht, was ich in dieser kurzen Zeit sonst damit anfangen könnte.»

Der 28-jährige Styx-Brother hat sich zudem für einen verbotenen Likör («Liqueur Interdite») entschieden. Und das in doppelter Hinsicht: «Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, was das für eine Flasche ist. Ich weiss nur, dass sie aus der Sammlung meines Bruders stammt. Und laut Name soll der Likör verboten sein – wenn das nicht doppelt reizvoll ist», schmunzelt Julian.

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Ein verbotener Likör in einer Speakeasy Bar, welche den Zeiten der Prohibition frönt – als der Alkoholkonsum gesetzlich nicht erlaubt war und man sich in versteckten Restaurantküchen traf, um sich mit Absinthe und Ähnlichem die Birne zu benebeln. Wie passend!

Inspirieren lässt sich Julian von einem Sazerac, ein klassischer Cocktail, der eng mit dem Old Fashioned verwandt ist und normalerweise aus einem Rye Whiskey oder einem Cognac (oder beidem) und Peychaud's Bitters besteht. «Mit diesem Likör gehe ich aber einen Schritt weiter. Mich reizen die würzigen Zimt- und Ingwernoten, der Schokoladengeschmack, die Kolanuss und natürlich die Rum-Basis – tönt super interessant und dürfte hervorragend zum Tee und Zitronengras passen.»

Als Whiskey dient der rauchige 95 Rye von Bulleit, und als Cognac wählt Julian eine Flasche von Pierre Ferrand.

«Was das Mengenverhältnis betrifft, orientiere ich mich an der von mir bevorzugten Rezeptur für einen Sazerac: 3cl Whiskey plus 3cl Cognac, und in dem Fall ein zusätzlicher Barlöffel vom Likör. Abgesehen vom klassischen Schuss Peychaud's Bitters werde ich noch einen Schuss Chocolate Bitters hinzufügen. That's it!»

Zuerst vermischt Julian aber einen Löffel Sencha Grüntee mit dem ausgepressten Zitronengras und rührt die Mixtur mit etwas heissem (nicht kochendem!) Wasser auf. Es bleibt spannend ...

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Während der Grüntee und das Zitronengras ihren Geschmack entfalten, schmilzt Julian etwas Schokolade – für die Deko.

So lecker die Schokolade auch ist, und in Kombination mit Zitronengras supergeil schmeckt, entscheidet sich Julian schliesslich trotzdem dagegen. Und das darf er. Er muss nämlich nur zwei der drei mitgebrachten Zutaten verwenden. Der Grund für seinen Entschluss: «Der Schokoladengeschmack ist mir einfach zu präsent!»

Also, weg mit dem Garnish. Und her mit dem Drink!

Nachdem Julian ihn angerührt hat, darf ich endlich probieren: echt stark und toll würzig! Das Zitronengras und der Tee verleihen dem Ganzen einen frischen, herben und leicht bitteren Geschmack, ohne dabei dominant zu wirken.

Julian hingegen ist nicht ganz zufrieden: «Ich habe gehofft, dass man den Grüntee stärker rausschmeckt, das Ganze etwas würziger wird. Aber in Anbetracht der beschränkten Zeit und den vorgegebenen Zutaten bin ich ziemlich happy.»

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Verboten mutig

Nur nicht so bescheiden, Julian! Schliesslich warst du heute in vielerlei Hinsicht verboten mutig ...

Bleibt nur zu hoffen, dass Bruder Kim – der mit Julian und Kollegin Julia die Cocktailbar am Unteren Rheinweg schmeisst –, Julian das Öffnen der «verbotenen Flasche» verzeihen wird.

Find's heraus: «Le Frère Interdit» wird ab heute, 21. September, in der Styx Bar serviert. Solange es erlaubt ist, jedenfalls ...

Und sollte dir das verbotene Wässerchen zu stark sein, stehen dir Julian und seine Crew mit viel Geduld und Kreativität zur Seite. Das Mixen von individuellen Cocktails gehört nämlich zur Kernkompetenz der versteckten Bar am Rheinufer.

Nur den Code zum Eintreten in die verführerische Unterwelt verraten wir nicht ... auf Facebook wirst du aber bestimmt fündig.

Nun sind wir natürlich gespannt, wen Julian als Nächstes ins Rennen schicken wird? «Mir schweben zwei Kandidaten vor», so der 28-Jährige, «Weil er heute schon bei uns zu Gast war, entscheide ich mich für Marco Panhofer aus dem Hinz & Kunz.»

Okay, Marco – let's smash it!

Le Frère Interdit

1/2 Halm ausgepresstes Zitronengras

3 Barlöffel Sencha Grüntee offen

Mit etwas heissem (nicht kochendem!) Wasser aufrühren.

3cl Bulleit 95 Rye Whiskey

3cl Pierre Ferrand 1840 Cognac

1 Barlöffel Liqueur Interdite (eine «verbotene» Spirituose aus Martinique)

1 Schuss Peychaud's Bitters

1 Schuss The Bitter Truth Chocolate Bitters

Alles im Mixglas verrühren und ziehen lassen.

Anschliessend mit Eis auffüllen, rühren und gesiebt in einem, mit Zitronengras eingeriebenen, Cognac-Glas servieren.

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Julian Bhorania, 28, Barkeeper in der Styx Bar

Bitte vervollständige den Satz: Du mixt am liebsten ...

Starke Drinks

In welchem Moment wärst du am liebsten in deinem Shaker versunken?

Immer, wenn ich sehr dringend aufs Klo muss. Manchmal kommt man einfach nicht dazu!

Welchen Drink könnte man in deinen Augen von den Karten streichen?

Long Island Ice Tea

Lieblingsbar:

Nightjar in London

Du als Spirituose:

Ein Rum – könnte ich immer trinken!

Welchen Beruf hätten sich deine Eltern für dich gewünscht?

Schauspieler

Dein Rezept gegen Kater?

Ausreichend Schlaf, viel Wasser und Entspannung. Und für mich persönlich: Musik, die Therapie für alles!

Tag oder Nacht?

Tag!

Seit wievielen Jahren arbeitest du als Barkeeper?

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Smash it!

Drei Zutaten, ein Shaker: In der Serie «Smash it!» werden regelmässig lokale Barkeeper herausgefordert, aus zwei von drei mitgebrachten Zutaten spontan einen möglichst spannenden Drink zu kreieren. Was sonst noch ins Mixglas kommt, ist ihnen überlassen.

Mixologen sind mehr als bloss Bartender; Aperol Spritz und Gin & Tonic mittlerweile nur noch langweilige Relikte auf einer raffinierten Cocktailkarte.

Die Basler Barszene wächst stetig. Und wir haben das Glück, die kreativsten Talente in unserer Stadt zu haben. Grund genug, einen genaueren Blick in die verschiedenen Gläser zu werfen – und damit anzustossen!