Antigene, Inkubation, Inzidenz; in den vergangenen Monaten haben wir uns alle gefühlt pausenlos mit Medizin auseinandergesetzt. Zur Ergänzung unseres Wissens kommt die aktuelle Ausstellung in der Druckereihalle im Ackermannshof wie gerufen. Sie heisst «Arbeit am Un-Wissen: Basler Medizingeschichten aus den letzten 500 Jahren» und wird uns bis am 10. April gehörig den Horizont erweitern.

Hat eigentlich noch irgendjemand irgendeine eine Ahnung? Die letzten Monate liessen uns am medizinischen Fortschritt zweifeln – war das ein Hin und Her und ist es noch, uns brummt der Schädel. Aber gerade deshalb lassen wir uns die aktuelle Ausstellung im Ackermannshof nicht entgehen. Wir brauchen neue Perspektiven. Oder zumindest Erkenntnisse aus der Vergangenheit. 

 

Bereits im 16. Jahrhundert wurde der menschliche Organismus nämlich mit Hilfe von anatomischen Zeichnungen, der Zergliederung von Leichen und der Erstellung von Wachsmodellen erkundet. Epidemien gab es natürlich auch schon weit vor Covid 19; Jahrhunderte lang forderten Cholera, Typhus, Pocken und die «Spanische Grippe» in Basel ihre Opfer. Engagierte Ärzte, Gesundheitspolitiker und Pflegekräfte versuchten, die Krankheiten frühzeitig zu erkennen, zu verhüten, zu lindern und zu bekämpfen – und stiessen dabei auf Widerstände wie die Volksabstimmung gegen den Pocken-«Impfzwang» von 1882. Klingelet's? 

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Anhand von 32 Episoden aus fünf Jahrhunderten erzählt die Ausstellung von Basler Schauplätzen der Medizingeschichte. Von der 1925 erprobten Lichttherapie gegen Rachitis bei Kindern, von Reihenuntersuchungen bei Schulkindern zur Früherkennung von Tuberkulose, von der Bekämpfung der Kinderlähmung und der ersten Polio-Schutzimpfung von 1957. Schon immer gehörten zur Entwicklung der Medizin Irrwege und Kritik. Zudem konnten sich früher nur die Wohlhabenden medizinische Hilfe leisten. Allen anderen blieb oft nur traditionelles Heilwissen und Selbsthilfe.

 

Es war ein steiniger Weg zur heutigen Medizin. Forschende hatten mit Widerständen zu kämpfen und erlitten Rückschläge – davon erzählt die Ausstellung «Arbeit am Un-Wissen». Heute profitieren wir alle vom medizinischen Fortschritt. Und trotzdem schüttelt ein neu auftretendes Virus unser Vertrauen in die Medizin gehörig durcheinander. Die Geschichte wiederholt sich – Zeit, daraus zu lernen.

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