Die Erfolgsgeschichte des Basler Zigarren-Produzenten Patrik Martin. Oder wie man mit seiner grössten Leidenschaft, unermüdlicher Arbeit und dem goldenen Stern bei über 350 Fachhändler in Europa und den USA vertreten ist.

Nomen est omen! Beginnen wir mit dem Namen, dem Logo, dem Auftritt und nicht zuletzt mit dem Stern in eben diesem. Der Name seiner Marke lautet Patoro und kommt in goldfarbenen Versalien daher. Mittig über dem Schriftzug thront ein majestätisch goldener Stern, welcher schon seit einer Weile weltweit stellvertretend für Zigarren höchster Güte steht.

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«Die Namensfindung war klassisches Benchmarketing», erklärt mir Patrik. Vor seiner Firmengründung stellte er fest, dass der Stern in der Genuss- und Luxuswelt logischerweise bereits breit verwendet wird. Für den Champagner von Dom Perignon, beim Bier gehört er zu Heineken und auch in der Uhrenwelt erkennt man die Marke Zenith durch das Symbol Stern. Sein Name ist ebenfalls dominant vertreten, denkt man an Rémy Martin oder Aston Martin. Der international bestens auszusprechende Name «Patoro» setzt sich aus seinem Vor- und Nachnamen zusammen und ist eine Anspielung auf Oro-Gold und Toro-Stier, was seinem Sonnenzeichen und eben dem goldenen Stern entspricht.

Patrik Martin stieg vor 30 Jahren ins Zigarren-Business ein. «Damals», so schwärmt er mir vor, «gab es in der Schweiz noch über 600 Filialen, die Zigarren verkauften! Heute sind es gerade mal noch 80», lässt er mich konsterniert weiter wissen.

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Bei Oettiger Davidoff begonnen, führte er damals die Griffin Avo Cigars auf dem Markt ein. Es sei eine äusserst spannende, lehrreiche, prägende und bewegende Zeit gewesen. Kurz vor dem Millenium kam ein neuer CEO, und das CI und die Philosophie haben sich total verändert, und zwar in einem dermassen hohen Masse, dass es für ihn Zeit wurde, weiterzugehen.

Im Jahr 2000 gründete er Patoro und bereits ein Jahr später lancierte er sein erstes Produkt. Auf der Dominikanischen Republik lernte er die Familie Reyes kennen und hält Beteiligungen bei diesen Tabakproduzenten in der sechsten Generation. Sie waren auch die ersten Dominikaner, welche Tabaksamen aus Kuba angepflanzt haben. Die Familie Reyes und Patrik teilen sich ihr Credo: Qualität vor Quantität. Zehn Jahre nach der Gründung von Patoro gesellte sich ein weiterer Zigarrenenthusiast dazu. Seit bald zehn Jahren ist Dr. Pablo Richard Geschäftspartner von Patrik. Pablo ist niemand Geringeres als der Enkel des im Alter von 89 Jahren im Jahr 2009 verstorbenen Dr. Ernst Schneider, welcher die Marke Oettiger Davidoff entwickelt und zu Weltruhm geführt hat. A Dream Team!

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«Trinken und Rauchen gehören nicht nur in unserer Kultur zusammen.»

Der Geschäftssitz befindet sich in Olten inmitten der schönen Altstadt. Die äusserst stilvollen Räumlichkeiten fungieren sowohl als Showroom für den Fachhandel, als auch als Salon im grossen Humidor und Club für Mitglieder. Für Letztere befindet sich dort seit ein paar Jahren auch die Genussoase, wie Patrik seine Patoro Cucina auch nennt. Das sei kein Restaurant im klassischen Sinne, sondern ein Ort für Geniesser, welche Kochen und Essen als pure Leidenschaft verstehen. «Denn Trinken und Rauchen gehören nicht nur in unserer Kultur zusammen. Und wer guten Tropfen und edlen Zigarren frönt, der möchte irgendwann auch essen», erklärt mir Patrik. Auch hier beweist Patoro seinen untrüglichen Geschmack für exklusive Rohstoffe und eine sorgfältige Verarbeitung: Pascal Schwarz, Koch der Patoro Cucina, heimste 2015 sogar den Preis als bester Jungkoch der Schweiz ein.

Dass es ihnen nicht nur um ein exklusives Klientel, sondern den Zigarrenliebhaber par excellence geht, zeigt sich an ihrem Sortiment. Auch wenn alle Tabake bei Patoro zwischen vier bis acht Jahre lang gereift sind, verhält es sich analog der Weinwelt. Für jedes Budget und jeden Geschmack ist etwas zu haben. Denn da gilt: Je älter, milder und fermentierter, desto opulenter der Preis.

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«Es sollte uns einfach immer wieder bewusst sein, in welch wirtschaftlich komfortabler Situation wir uns befinden. Wir verfügen heutzutage über Privilegien, welche wir uns vor 100 Jahren nicht leisten konnten.»

Patrik erklärt einem Laien wie mir die Basics: Die Zigarre besteht aus drei Bestandteilen. Der Einlage, dem Umblatt (Wickel) und dem Kleid (Deckblatt). Das Kleid steht für die Schönheit, sagt aber nichts über den Geschmack aus. Es bedarf unglaublichen 157 Arbeitsschritten, bis das Produkt fertig gestellt ist. Wenn die Produktion also in Übersee CHF 10 kostet, würde dieselbe in Europa mit CHF 100 berechnet. «Es sollte uns einfach immer wieder bewusst sein, in welch wirtschaftlich komfortabler Situation wir uns befinden», sagt mir Patrik, und fährt fort: «Wir verfügen heutzutage über Privilegien, welche wir uns vor 100 Jahren nicht leisten konnten.»

Natürlich stelle ich ihm die wohl typische Frage: «Wie viel betragen die monatlichen Durchschnittslöhne der Haupt-Zigarren-Fabrikationsländer?» Patrik klärt mich auf: «Im Vergleich sieht es wie folgt aus:

  • 15 bis 20 US-Dollar pro Monat auf Kuba
  • 150 bis 250 US-Dollar monatlich in Nicaragua
  • 400 bis 600 US-Dollar per Mes auf der Dominikanischen Republik»

Wer in der Schweiz an den besten Adressen wie dem Trois Rois in Basel, dem Palace in Gstaad und bei Starkoch Andreas Caminada vertreten ist, sowie über 300 Abnehmer auf zwei Kontinenten hat, ist ständig unterwegs. Denn es gilt zu erklären, zu bemustern und zu verhandeln. Mehr als die Hälfte des Jahres sind Pablo und Patrik auf Geschäftsreise. Man staunt, denn trotzdem bleibt ihnen die Zeit, Kooperationen vor Ort zu vereinbaren. «Wir produzieren in erster Linie das, was wir lieben: Zigarren», lässt mich Patrik wissen und fügt an: «Und deshalb gilt auch für uns, Schuster bleib bei deinen Leisten. Das hält uns aber nicht davon ab, mit den Besten anderer Produktgattungen zusammenzuarbeiten. Um nur zwei zu nennen: Wir bieten beispielsweise auch Patoro Schokolade an, fabriziert von der Confiserie Schiesser, und mit dem Basler Winzer Mario Bollag, welcher ein italienisches Weingut besitzt, haben wir einen Jahrgang zu Patoro Weinen gemacht. Eine kleine, feine, limitierte Auflage.»

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Spannend ist auch, dass ungefähr 90 Prozent der Zigarren-Aficionados ansonsten Nichtraucher sind und im Schnitt nur zwei bis dreimal die Woche einen Stumpen geniessen. Dieses einzigartige Genussmittel ist aber viel breiter verwendbar. In der Medizin werden die Blätter gegen Verbrennungen benutzt und Studien zeigen, dass Nikotinkonsumenten kein Alzheimer bekommen. Die Schamanen rund um den Globus hätten seit Jahrtausenden wohl noch viel mehr Positives über Tabak zu berichten.

Ich bedanke mich herzlich bei Patrik für dieses spannende Gespräch!