Warum stopft man Tiere aus? Und wie rückt man sie in Szene? Im Naturhistorischen Museum und im Theater Roxy setzt sich das Deutsche Duo Hecke/Rauter mit der Kunst der Taxidermie auseinander – in Installation und Performance.

Bei meinen Freunden hängt der Kopf einer Wildsau über dem Sofa. Doris. Vollwertiges Familienmitglied mit schelmischem Grinsen zwischen den Eckzähnen. Doris ist nicht etwa eine hippe Tierkopf-Nachbildung aus Papier und sie ist auch nicht aus Plüsch, nein, Doris rannte einst irgendwo im Wald herum. Bis ihr ein Jäger den Garaus machte, ihr das Fell abzog, ihr Fleisch zu Wurst verarbeitete und den Kopf einem Präparator brachte, auf dass dieser Doris in ein freundlich lächelndes Deko-Objekt verwandle.

 

Taxidermie nennt man die Kunst des Tiere-Ausstopfens mit der es sich ein wenig verhält wie mit der Kunst, Wachsfiguren von Promis herzustellen. Man fragt sich mitunter, ob da bei der kunstvollen Bearbeitung möglicherweise etwas schief gelaufen ist. Wie sonst kann ich mir die grinsende Doris erklären? Oder den irren Blick von Leonardo die Caprio bei Madame Tussauds?

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Auch den beiden Kunstschaffenden Alisa Hecke (Leipzig) und Julian Rauter (Berlin) war das Handwerk der Tierpräparatoren nicht ganz geheuer, darum haben sie es zum Thema ihres neuesten Projekts gemacht. «L/Imitation of Life» heisst die Audio-Installation, die noch bis am 29. November im Naturhistorischen Museum – dem Paradies der ausgestopften Tiere – zu Gast ist. Darin thematisieren sie den ästhetischen Wandel der Taxidermie und fragen sich, wie sich dieses Handwerk über die Jahre hin entwickelt hat.

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Und weil Hecke/Rauter auch in der Theaterwelt zu Hause sind, läuft parallel dazu im Roxy die Performance «The Big Sleep», in welcher sie sich dem Handwerk widmen, das versucht, natürliche Verwesungsprozesse aufzuhalten, um die Illusion von Leben zu erzeugen. Auch eine Podiumsdiskussion mit dem Co-Direktor des Naturhistorischen Museums, dessen Haus-Präparator und dem Kunst-Duo findet statt. Spannend und auf jeden Fall mal was anderes!