Hast du starke Nerven und scheust dich nicht davor, der Realität und den Problemen unserer Zeit ins Auge zu blicken? Dann darfst du die Ausstellung «Circular Flow» im Kunstmuseum – Gegenwart nicht verpassen.

Eins vorneweg: Hier erwartet dich nichts Schönes. Keine perfekt in Szene gesetzten makellosen Models. Keine herrlichen Naturfotografien. Keine lila Einhorn-Welt. Für die Ausstellung «Circular Flow» brauchst du Durchhaltewillen und eine gute Portion Optimismus. Diese Ausstellung ist kompliziert, anstrengend und grauenhaft. Keine Katastrophe wird hier ausgelassen; ob Klimawandel oder Massenarbeitslosigkeit, Ausbeutung von Arbeitskräften oder Nationalismus – immer schön rein mit dem Finger in die Wunde und noch ein wenig drin rumstochern. Und gerade deshalb ist diese Ausstellung so ungemein wichtig und sehenswert. 

 

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15 Künstlerinnen und Künstler weisen in Videos, Bildern und Installationen auf die Brennpunkte unserer Welt hin. Da ist die Textilarbeiterin in Asien, die für ein schäbiges Trinkgeld 15 Stunden pro Tag arbeitet, damit wir uns im Westen massenhaft billige Klamotten in den Schrank hängen können. Da ist das heillos überfüllte Flüchtlingslager in Griechenland, in dem Unruhen, Gewalt und Kriminalität den Alltag beherrschen. Da ist die Sexarbeiterin, die als moderne Sklavin um die halbe Welt geschickt wird, um ihren Körper zu vermarkten. Menschenrechtsverletzung, Armut, Umweltverschmutzung – wie einen Voyeur führt dich die Ausstellung vorbei an zahlreichen erbärmlichen Krisengebieten und an Szenen, in denen Menschen ausgebeutet werden.

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Während eines einzigen Museumsbesuches ist das alles kaum erträglich. Zudem gibt es dermassen viele spannende und wichtige Zusatzinformationen zu lesen, dass sich ein zweiter Besuch der Ausstellung aufdrängt. Genau deshalb ist dein Ticket auch an zwei Tagen gültig. So kannst du deinen ersten Museumsbesuch verdauen, bevor du dich noch einmal ins Krisengebiet stürzt. Klar; schuldig wirst du dich auch beim zweiten Mal fühlen. Denn eins macht «Circular Flow» unmissverständlich: Es ist die Armut und das Elend der anderen, die das Funktionieren unserer Ökonomie garantiert.

 

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Circular Flow - Zur Ökonomie der Ungleichheit, 7. Dezember bis 3. Mai, Kunstmuseum Basel | Gegenwart, Eintritt CHF 26.-