«Servus» schallt es laut und deutlich von der Chrischona herunter. Auf dem Hausberg der Baslerinnen und Basler locken neuerdings nicht nur frische Luft, Alpenblick und Ruhe, sondern Nadja Hoffers österreichische Küche mit dem besten Wiener Schnitzel und dem herrlichsten Kaiserschmarrn, die du je gegessen hast.

Kann man in Basel die Alpen sehen? Ja! Allerdings musst du dafür ein paar hundert Meter in die Höhe. Hörnlifelsen oder Münsterturm bieten zwar einen hübschen Ausblick, aber eben nicht bis in die Berge. Der St. Chrischona, der Hausberg von Basel, ist jedoch hoch genug. Mit 522 Meter über Meer verspricht er bei schönem Wetter einen beeindruckenden Weitblick. Hier oben fühlst du dich wie in den Ferien – neuerdings auch kulinarisch. 

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Für den Alpenblick hat's an diesem Tag nicht ganz gereicht – dafür lag unverhofft noch Schnee ...

Rund 10 Minuten Fahrt sind es ab Basel bis ins tiefste Österreich. Einmal beim Hörnli den Berg hoch, vorbei an edlen Villen, Wiesen und Wäldern und schon bist du im Knödel- und Schnitzel-Paradies. Im frisch renovierten Restaurant Waldrain in Bettingen sorgen nun nämlich Nadja Hoffer und ihr Team mit herzlicher Gastfreundschaft und herausragender Küche für glänzende Augen. 

 

Nadja Hoffers Familie väterlicherseits kommt aus dem schönen Graz. «Ich habe früher oft mit meiner Grossmutter gekocht», erzählt sie. «Bis heute fasziniert mich die Einfachheit der traditionellen Gerichte. Obwohl sie eigentlich simpel sind, funktionieren sie nur, wenn die Qualität der Grundzutaten stimmt und du zudem wirklich kochen kannst.» Auf die Frage, ob es ein Gericht gäbe, welches sie noch nicht genauso gut beherrsche wie ihre Grossmutter, lacht Nadja laut: «Ja, tatsächlich! Omas Buchteln …» Die sind daher auch noch nicht auf der Waldrain-Karte zu finden. Dafür serviert Nadja zum Dessert einen anbetungswürdigen Kaiserschmarrn – frisch aus dem Ofen natürlich, man möchte sich reinlegen.

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Doch da ich bereits bei der Vorspeise dem Verhackertem, dem Grammelschmalz und dem Kürbis-Topfen nicht widerstehen konnte und auch vom unfassbar zarten Tafelspitz mit Apfelkren nichts auf dem Teller liegen liess, schaffe ich den Kaiserschmarrn beim besten Willen nicht mehr ganz. Ist aber nicht weiter schlimm, weil ich die Resten mit nach Hause nehmen kann. Nadja ist in dem Verein United Against Waste und darum bemüht, dass möglichst wenig im Abfallkübel landet. 

 

Die verarbeiteten Produkte bezieht sie aus der unmittelbaren Region. So kommen Reh und Wildschwein zum Beispiel aus dem Bettinger Wald, Kürbisse und Äpfel vom Chrischona-Bauernhof. «Wir kaufen nur ganze Tiere und verarbeiten sie nose to tail – also von Kopf bis Fuss», erklärt Nadja. «Zudem achten wir bereits beim Metzgen darauf, dass zum Beispiel der Tafelspitz genauso geschnitten ist, wie wir das wollen.» Ich kann nur sagen: Das schmeckt man.

 

So ist aus dem ehemaligen Selbstbedienungsrestaurant mit dem Ski-Beizen-Groove eine exquisite Adresse für ein romantisches Tête-à-tête, ein Geschäftsessen oder den erlebnisreichen Sonntagsausflug mit der Familie geworden. Alsbald wird hier auch ein Heuriger die Städterinnen und Städter erfreuen. Heuriger? Genau, bei uns besser bekannt als Besenbeiz, Straussi oder Buvette – in Österreich eben Heuriger oder Buschenschank – ist der unkomplizierte Service von frischen Hof-Spezialitäten, oft in Form einer Brettljause, also Aufschnitt, Schwarzbrot und diversen Brotaufstrichen auf einem Holzbrett serviert. Dazu gibt’s Bier, Wein, Vivi Kola oder Almdudler – what else? Und wer sich in den Sekt aus Niederösterreich verliebt oder etwas zu viel vom roten Burgenländer getrunken hat, kann das Auto auch stehen lassen und mit den ÖVs zurück in die Stadt fahren. Der Ruf-Bus von Bettingen ist laut Nadja Hoffer innerhalb von vier Minuten vor dem Restaurant und bringt dich bis Betriebsschluss zur nächsten noch bedienten Bushaltestelle – zum TNW-Preis.

 

Mich jedenfalls wird der schöne Berg bei Basel bald schon wiedersehen. Ich muss checken, ob die Buchteln von Nadjas Oma ihren Weg auf die Speisekarte bereits gefunden haben. Und von dem herrlichen Sekt will ich auch noch einmal probieren. Pfiat eich!

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St. Chrischona

Vom Mittelalter bis zur Reformation war St. Chrischona ein Wallfahrtsort. Die Kirche entstand im 15. und 16. Jahrhundert und ist heute eine beliebte Hochzeits-Location. 1840 wurde auf dem Berg die Pilgermission St. Chrischona gegründet, deren Nachfolge-Institution – das Theologische Seminar St. Chrischona – noch heute hier besteht. Neben dem Seminar und den rund 120 jungen Leuten, die hier oben leben und studieren, gibt es zahlreiche öffentliche Angebote. So zum Beispiel ein kleines, hübsches Hotel, ein Coffeehouse mit einem tollen Brunch, Co-Working-Plätze, Tagungs-Räume oder einen Konferenzsaal. Das gesamte Gastro-Angebot kommt aus Nadja Hoffers Küche. chrischona-berg.ch