Ihr Business ist aus einem Herzenswunsch heraus entstanden, denn eigentlich ist Leonie Amsler Architektin. Anstatt am Computer arbeitet die Baslerin heute allerdings an der Radierpresse, um zauberschöne Natur-Monotypien herzustellen. Seit 2021 hat sie ein Atelier an der Rebgasse, wo sie auch Workshops anbietet.

Der Winter zieht sich. Von Blütenpracht und Frühlingsgefühlen sind wir noch weit entfernt. Umso mehr freuen wir uns über eine Entdeckung, die wir neulich an der Rebgasse gemacht haben. Wir mussten zwar genau hinsehen, aber da stand ein Kirschblütenzweig im Fenster. Die Knospen noch ganz klein. Den Namen «Atelier Mirla» entdeckten wir erst später, er steht da etwas improvisiert im Fenster unten rechts. Ein Blick auf die Website liess uns den trüben Winter für kurze Zeit vergessen. Wir wollten mehr über die zauberschönen, filigranen Kunstwerke und über deren Macherin Leonie Amsler erfahren und vereinbarten einen Besuch.

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Leonie Amsler ist Architektin. Abgeschlossenes ETH-Studium, Berufserfahrung – sie hätte Karriere machen können. Aber. Da war der Wunsch, etwas mehr mit den Händen zu arbeiten als nur am Computer. Also besuchte sie nebenbei einen Kurs in Druckgrafik. Sie wusste damals zwar nicht so genau, was Hoch- und Tiefdruck eigentlich ist, lernte dann aber die alten Drucktechniken kennen und blieb, wie sie sagt «total hängen». Bis heute. Ihr erster Naturdruck war eine Feder. «Damals wurde mir bewusst, dass man den Zauber der Natur mit simpler Technik wahnsinnig gut einfangen kann.» Sie begann, Blumen, Zweige und Blätter, die sie auf Spaziergängen im Wald, auf dem Heimweg oder am Rhein fand, in Monotypien zu verewigen. Daraus entstanden und entstehen bis heute kleine Kunstwerke in beeindruckender Präzision.

Ich möchte die Menschen dazu motivieren, mit einem offeneren Blick durch die Welt zu gehen.

«Rückblickend sehe ich, dass mich die Pflanzenwelt immer schon fasziniert hat», so Leonie im Gespräch. «Ich wuchs auf dem Land auf, war immer gerne in der Natur, sammelte Steine, suchte Pilze. Dazu kam irgendwann der Herzschmerz; was geschieht mit unserer Natur? Schon in der Architektur interessierte ich mich für alternative Wohnformen, nachhaltige Bauweisen, ich fragte mich, wie man einen möglichst kleinen Fussabdruck hinterlassen kann.» Anstatt sich als Architektin selbständig zu machen, was ursprüngliche einmal der Plan war, baute sie ihre Druckkenntnisse aus und wurde Mitglied in einem Designkollektiv in Zürich. Im Sommer 2021 bezog sie ein Atelier an der Rebgasse. Dort schafft sie nun ihre Bilder, indem sie getrocknete Pflanzen mittels Kupferplatte und Ölfarbe auf Papier presst. Jedes Bild gibt es nur einmal. Einige Motive werden auf Karten oder Kunstdrucken verewigt.

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«Im Vordergrund steht für mich die Entdeckung der Blumenwelt. Ich möchte die Menschen dazu motivieren, mit einem offeneren Blick durch die Welt zu gehen.» Deshalb bietet Leonie ihr Wissen auch an Kursen an. Kaufen kann man ihre Kunst bisher in diversen Läden in Bern, Zürich oder Luzern und bald auch in Basel. Aktuell gibt es die hübschen Drucke bei uns nur online oder direkt im Atelier, das jedoch keine fixen Öffnungszeiten hat. «Man kann mir aber eine Mail schreiben und jederzeit vorbeikommen», lächelt Leonie entschuldigend. Und wir haben’s selber erlebt; auch wenn noch keine Gänseblümchen blühen und der Ahorn noch kahl ist – im Atelier Mirla herrscht Frühling. Und das Herz hüpft!

ATELIER MIRLA

Rebgasse 19

ateliermirla.com