Im Juni 2016 wurde das neue vom Basler Architekturbüro Herzog & De Meuron entworfene Gebäude «Schaudepot» auf dem Vitra Campus feierlich eingeweiht.

Mit der Eröffnung des neuen Museumgebäudes wurde gleichsam der Hintereingang auf den Campus reaktiviert. Besucherinnen und Besucher, die von Basel kommen, können nun auch mit der Tramlinie Nummer 8 bis zur Endstation in Weil am Rhein fahren und erreichen zu Fuss in etwa einer Viertelstunde den Campus.

Ich probiere diese neue Anreisemöglichkeit gleich einmal aus und gelange durch einen bepflanzten Durchgang zum Vitra Campus und zum atemberaubenden Neubau genannt «Schaudepot». Das Schaudepot besticht nicht nur als weiteres architektonisches Highlight auf dem Gelände, es lässt auch das gegenüberliegende Feuerwehrhaus von Zaha Hadid in ganz neuem Licht erstrahlen. Über wenige grossangelegte Treppen gelangt man zum neuen Museumsgebäude, das lediglich aus einem Eingang als Öffnung besteht und komplett mit einer Backsteinhülle verkleidet ist. Es gemahnt an ein Depot in wörtlichem Sinne: die Designer-Preziosen werden sorgfältig konserviert; die der klassischen Form eines Hauses entlehnte Form des Gebäudes drückt zeitgleich eine bestimmte Art von Bescheidenheit aus.

Ich trete in das Gebäude und bin erstaunt: Das Innere hat nichts mehr mit der Wärme und dem Erdigen der Hülle zu tun, hier glänzt alles durchwegs in kühlen Weisstönen, der Innenraum ist hell ausgeleuchtet und die rund 400 Designerstücke aus der Vitra Collection sind in kühlen Metall-Regalen ausgestellt.

Im Schaudepot gibt es WIFI und einen Online Katalog, in der sämtliche Exponate detailliert erklärt werden. Beginnen tut die Präsentation mit Stuhlexponaten ab 1800 und endet in der Gegenwart. Die Zwischengänge dienen zur Präsentation von Sonderausstellungen – derzeit werden italienische Design-klassiker aus Italien unter dem Label «Radical Design» gezeigt. Unter den Klassikern der Moderne beeindrucken mich besonders die Schlüsselwerke von Alvar Aalto und Le Corbusier.

Im Untergeschoss wurde das Büro von Charles und Ray Eames 1:1 re-installiert, das einen Einblick in den Arbeitsalltag der Designer-Ikonen ermöglicht. Nebendran haben die Besucher die Möglichkeit in vier Bereiche des Lagers mittels Glasscheibe einen Blick zu erhaschen. Und zu guter Letzt beeindruckt das «Material Lab» nicht nur Schulklassen: hier kann man Formen und Materialen der Schlüsselwerke aus der Kollektion und von Vitra mit den eigenen Händen ertasten.

Nach rund eineinhalb Stunden und einer Sammlung von Eindrücken – von Design über Architektur bis hin zu spannenden Präsentationsweisen begebe ich mich in das nebenan gelegene neue Café New Dehli. Eine Ingwer-Limonade springt mir sofort ins Auge und lässt meinen Entdeckergeist erneut aufleben. Heute ist es mit um die 35 Grad etwas zu heiss, sonst hätte ich einen ausgedehnten Spaziergang auf dem Rehbergerweg über die Grenze nach Riehen mit Stopp bei der Fondation Beyeler unternommen. Ein Tipp den ich allen Natur- und Kunstfreunden wärmstens ans Herz legen kann: Der Weg führt über die Rebenlandschaft mit Blick auf den Vitra Campus sowie die Region Basel vorbei am Naturbad Riehen und ist mit 24 farbenfrohen und witzigen Objekten des Künstlers Tobias Rehberger bestückt.

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