Mit einem familiären Team im Rücken, der engen Beziehungspflege zu Künstlerinnen und Künstlern – und hin und wieder ein paar Schänggeli als süsser Aufsteller von guten Freunden direkt ins Büro. Caroline und Claude Rasser haben die Freude am Theater auch in den letzten holprigen Jahren voller Hindernisse nicht verloren. Seit nunmehr 26 Jahren leiten die beiden das Theater Fauteuil mit dem Ziel, ein vielseitiges Programm für alle zu bieten.

Die beiden verstehen sich blind, keine Frage. Darin liegt vermutlich das Geheimnis ihrer engen Zusammenarbeit als Geschwister, die die jeweiligen Stärken des anderen kennen und jederzeit ehrliches Feedback voneinander einholen können. Dieses gegenseitige Vertrauen, im Wissen, sich stets auf den anderen verlassen zu können, war nötig, um die turbulente Corona-Zeit zu meistern. «Wir haben beide immer voll mitgezogen», sagt Caroline. «Claude musste ständig das komplette Programm umplanen und ich habe mit dem Pfyfferli-Ensemble kurzerhand die Produktion als Video aufgezeichnet.» Doch die ständig ändernden Auflagen, das plötzliche Schliessen und wieder Öffnen haben auch an ihren Kräften gezehrt. «Dieses Stop-and-Go war rückblickend der grösste Energiefresser», gesteht Caroline. «Ich erinnere mich, als wir einmal am Donnerstag erfahren haben, dass wir am Montag wieder öffnen dürfen, da haben wir einen Spielplan innert weniger Tage auf die Beine gestellt. Das waren Extremsituationen. Oder als sich das ganze Ensemble jeden Mittag testen lassen musste, um zu wissen, ob es abends spielen darf. Solche Zitterpartien haben uns enorm auf Trab gehalten.» Dass die Neuauflage des Rasser-Klassikers HD-Soldat Läppli just in diese Zeit gefallen ist, dürfte bei einem solch kultigen und emotional hoch aufgeladenen Stück für das Geschwister-Duo besonders ärgerlich gewesen sein. Da kamen kleine Aufmerksamkeiten von Freunden in Form von aufstellenden Briefchen oder süssen Schänggeli, die direkt ins Büro geliefert wurden, sehr gelegen.

1200xnull
«Wir sind darauf angewiesen, dass das Publikum wieder vermehrt ins Theater kommt.» (Claude Rasser)

 

Fragil aber agil

In dieser Saison hoffen Caroline und Claude Rasser, wieder mehr Menschen in die drei Spielsäle Fauteuil, Tabourettli und Kaisersaal locken zu können. «Dank Unterstützung von privater und staatlicher Seite können wir als gesunder Betrieb nun auch wieder neue Projekte anpacken», sagt Claude. «Doch wir sind darauf angewiesen, dass das Publikum wieder vermehrt ins Theater kommt.» Und Caroline fügt schmunzelnd an: «Fragil aber agil pflege ich in diesem Zusammenhang gerne zu sagen».

1200xnull

Der Blick auf das Saisonprogramm bestätigt den agilen und innovativen Charakter des Betriebs. Zum allerersten Mal auf der Fauteuil-Bühne zu sehen ist Sarah Spale. Die Basler Schauspielerin, die sich zuletzt mit der SRF-Serie Wilder sowie dem Kinofilm Platzspitzbaby einen Namen gemacht hat, spielt in der neuen Fauteuil-Dialektkomödie Die Niere an der Seite von Gilles Tschudi, Isabel Florido und Roland Herrmann. «Wir haben lange überlegt, wer in die Rolle unserer Eigenproduktion passt – und haben an Sarah Spale gedacht. Wir freuen uns, dass ihr diese Rolle entspricht», strahlt Caroline. Neben dem Pfyfferli, welches jedes Jahr ein Vorfasnachts-Highlight auf konstant hohem Niveau bietet, hat auch die Fauteuil-Märchenbühne ein nostalgisches Highlight parat. Claudes Augen strahlen, als er uns verrät, wer denn der König in Das tapfere Schneiderlein spielen wird: «Dass Willi Schraner den König verkörpert, ist unser gemeinsames Highlight. Er stand schon früher in verschiedenen Märchenproduktionen auf der Bühne und war Teil unseres Ensembles – dass er nun nach so vielen Jahren immer noch bei uns auftritt freut uns wirklich sehr.»

 

«Wir haben einen Anspruch an Qualität und dennoch bleibt auch Kleinkunst selbstverständlich Geschmacksache.» (Caroline Rasser)

Gemeinsam durch dick und dünn

Es ist die langjährige, gegenseitige Wertschätzung zwischen Theaterleitung und Künstlerinnen und Künstlern, die auch in dieser schönen Geschichte zum Tragen kommt. Dies lässt Claude und Caroline nochmals auf die hindernisreiche Corona-Zeit zurückblicken. «Allgemein ist die Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen und Künstlern schöner geworden», meint Caroline. «Wir sind mit vielen durch dick und dünn gegangen, haben gemeinsam die Zeit durchgestanden, als nur vor 50 Menschen gespielt werden durfte – und freuen uns gemeinsam, dass dies wieder vor vollen Rängen möglich ist.» «Es ist schön, diesen Weg gemeinsam zu gehen», fügt Claude an. Dabei denkt er etwa an einen Mike Müller, der mit Freude vor nur 50 Menschen im Fauteuil aufgetreten ist – und an viele weitere Künstlerinnen und Künstler, die regelmässig zur Vielfalt ihrer drei Theaterbühnen beitragen.

1200xnull

Mit einem vielfältigen Programm versuchen Caroline und Claude stets, ein möglichst breites Publikum aus allen Altersklassen abzuholen. «Wir haben einen Anspruch an Qualität und dennoch bleibt auch Kleinkunst selbstverständlich Geschmacksache. Wir sind glücklich, einen vollen Saal zu sehen, in dem die Menschen vor Freude ausflippen», sagt Caroline – und Claude kommen sofort die englischsprachigen Comedy-Abende in den Sinn. «Da haben wir Expats im Haus, die das erste Mal bei uns sind. Diese Abende sind laut, lebendig und der Bar-Umsatz so hoch wie nie», lacht Claude. Neugier und Spass am Theater – das versuchen Caroline und Claude Rasser jedes Jahr von neuem auszulösen. Daher gilt es auch in Zukunft anpassungsfähig, offen und innovativ zu bleiben.

Text & Bilder: Nicola Mathis