Am 26. und 27. April ist Michael von der Heide mit «Divamix» im Fauteuil zu Gast. BaselLive hat ihn zum Kafi getroffen und mit ihm über Klingeltöne, Kokain und Kohle geplaudert. Von letzterem hätte er gerne etwas mehr.

Noch bis Mai bist du mit dem «Spuk in der Villa Stern» im Theater Basel zu sehen, zudem bist du derzeit mit «Divamix» unterwegs...

... und immer wieder mit dem Marthaler-Projekt «King Size»...

 

... genau, dann arbeitest du auch noch an einem Jazz-Album, gibst nebenher Interviews – das schaffst du doch alles nur mit Kokain, oder?

Du hast schon Recht, gerade heute Morgen war ich fix und fertig und hatte einen kratzenden Hals. Wenn ich Kokain nehmen würde, müsste ich das jetzt tun. Ich schwöre aber eher auf Kaffee, Yoga und Schlaf. Interessanterweise hat man ja immer gerade so viel Kraft, um die Essenz eines Stücks auf die Bühne zu bringen – eigentlich wird man erst dann richtig gut, wenn man seine letzten Kräfte mobilisiert.

 

Und was tust du, wenn du einmal frei hast?

Dann gehe ich in den Wald. Das mache ich sowieso fast täglich. Und ich schweige. Und nehme ein Bad. Und fläze herum.

 

Was machst du im Wald?

Ich fokussiere mich und gehe spazierend meine Texte durch. Es sind derzeit ja sehr viele Texte, die ich können muss und dann ist das ein wenig wie früher in der Schule (zeigt seine Text-Mappe, seine Partien sind neongelb markiert), da musst du einfach üben, üben, üben. Einmal sagte ich aber zu meinem Freund: «Du musst mir helfen, es ist zu schwierig!» Dann hat er die Texte mit mir durchgesprochen und natürlich haben wir sofort Krach bekommen. Jetzt probe ich wieder alleine im Wald.

 

Und das alles macht dir Spass?

Ja, das ist toll! Mit «Divamix» stehen wir derzeit fünf Mal in der Woche auf der Bühne – das ist zwar sehr anstrengend, aber sobald ich das Publikum sehe, kommt das Adrenalin und ich bin total präsent. Und auch immer noch nervös.

 

Was tust du gegen die Nervosität?

Nicht viel: Ich singe ein, mache meine Übungen, versuche mich zu fokussieren. Ich spüre den Druck und sage mir einfach «ist gut, macht nichts». Humor hilft auch.

 

Du bist ja ziemlich oft in Basel - Hast du hier schon eine Wohnung oder logierst du im Hotel?

Ich verbringe tatsächlich seit bald 25 Jahren immer wieder viele Monate im Jahr in Basel. Ich wohne dann jeweils bei einem Freund. Den Dialekt habe ich allerdings noch nicht angenommen. Backstage freut es mich aber immer wieder, wenn ich Nubya – wie sagt man so schön – imitieren kann...

 

In welchen Restaurants trifft man dich?

Im Acqua und in der Kunsthalle zum Beispiel. Und kürzlich war ich im Klingeli. Das war ganz toll. Sehr modern.

 

Weshalb sollten sich die Baslerinnen und Basler «Divamix» im Fauteuil ansehen?

Weil es nichts Ähnliches gibt! Dass sich drei Solokünstler zusammentun und gemeinsam eine Bühnenshow auf die Beine stellen, ist einzigartig. Mit Nubya bin ich seit über 20 Jahren befreundet, habe mit ihr schon viel Musikalisches gemacht und La Jaccard war vor 30 Jahren meine Gesangslehrerin, ist immer noch eine gute Freundin. Die Show ist aus dem Bedürfnis heraus entstanden, mit tollen Leuten die Bühne zu teilen. Wir haben das Programm zusammen erarbeitet und entstanden ist ein witziger, aber auch tiefgründiger Abend, der natürlich sehr musikalisch ist.

  

Mal ehrlich; wirst du reich mit solchen Projekten?

(Tiefes Seufzen) Eben nicht. Das habe ich zwar vermutet, aber etwas reicher wäre trotzdem schön gewesen.

 

Vielleicht kommt der Reichtum ja jetzt mit dem neuen Album...

Der ist gut! Vor allem mit Jazz! Ich glaube auch, dochdoch.

 

Apropos reich: Welchen Song hättest du gerne geschrieben?

I will always love you!

 

Das kam ja wie aus der Pistole geschossen - hast du den schon mal selber gesungen?

Nein, obwohl ich ihn bestimmt schön singen könnte. Anders natürlich. Das interessante an dem Song ist ja, dass schon Elvis die Urheberrechte von dem Song wollte. Aber die schlaue Dolly Parton, die ihn geschrieben hat, hat sich gedacht: «Wenn der Elvis meinen Song will, dann muss er wirklich wahnsinnig gut sein, dann behalt ich ihn lieber für mich». Und viel später wurde er ja dann dank Whitney Houston zum Welthit.

 

Und heute müsste die Dolly nicht mehr arbeiten...

Nein, aber als ich in Berlin auf ihrem Konzert war, bedankte sie sich beim Publikum, mit den Worten: «thanks for buying all those tickets, you know I need the money, because looking so cheap costs a lot!»

Gehst du denn oft an Konzerte?

Oft und gerne! Kürzlich war ich bei Loreena McKennitt. Sie musste leider in der zweiten Hälfte das Konzert abbrechen, weil sie die Stimme verloren hat. Sie hat dann auf der Bühne geweint und das hat mich sehr mitgenommen. Gestern hätte ich gerne Sophie Zelmani gehört, aber ich muss halt manchmal meine Kräfte einteilen. Das nächste Konzert, an das ich gehen werde, ist von einer - ähm - Legende. Fast wollte ich sagen von einer alte Schabracke, aber das ist sehr gemein; Bonnie Tyler. Die finde ich einfach wunderbar. Ein Urgestein mit viel Humor und Botox.

Auch ein Thema für dich? Botox meine ich?

Noch nicht, nein. Ich hätte auch Angst. Schlangengift im Gesicht – igitt. Vor allem: Wo sollte ich denn bitte???

 

Keine Ahnung, ich sehe auch keine Notwendigkeit. Anderes Thema: Welches Buch liest du zur Zeit?

Darf ich lügen? Mein Freund hat noch gesagt, jessesgott, was liest du denn da? Meine Mutter hat mir das Buch geschickt, es heisst «Das Mündel der Hexe». Das lese ich jetzt immer vor dem Einschlafen. Es ist von einer Liechtensteinischen Autorin, sehr süffig. Oder müsste ich etwas Gescheiteres sagen?

Nein, wieso? Bist du eigentlich eher chaotisch veranlagt oder strukturiert und aufgeräumt?

Ich bin ein Chaot. Zu Hause nicht in jedem Raum – da gibt es Abmachungen – aber es gibt ein Zimmer, in dem ich mein Chaos leben kann. Dort gefällt es mir im Moment allerdings auch nicht. Ich hätte es eigentlich gerne geordnet und schön und schaffe das manchmal auch kurz, aber nie auf Dauer. Dafür habe ich Ordnung im Kopf.

  

Gibt es etwas worauf du - abgesehen von deinem musikalischen und schauspielerischen Talent - stolz bist?

Ich bin grundsätzlich kein sehr stolzer Mensch. Aber ich mag an mir, dass ich treu bin. Freundschaften aber auch Ideen. Ich bin jemand, der dran bleibt, ich gebe nicht so schnell auf, wenn’s mal etwas harzt.

 

Noch eine letzte Frage: Mit welcher Melodie klingelt denn dein Handy? 

Mit «Blue Bayou». Und zwar nicht nur, wenn Paola mich anruft.

 

 

Wie schön! Herzlichen Dank, lieber Michael, für das wunderbare Gespräch. Viel Erfolg mit deinen Divas und natürlich auch für dein kommendes Album «Rio Amden Amsterdam». Auf dass der Jazz endlich die Kohle regnen lässt!

Divamix

Eine Notfallstation und drei Gesangs-Diven, die sich dort zu nächtlicher Stunde zufällig und ungewollt treffen – das ist Divamix, ein Abend voller Biss, Ironie, Tiefe und Seelenbalsam von Michael von der Heide, Nubya und Christina Jaccard. Es hat noch Tickets!

 

Wann: Freitag, 26. und Samstag, 27. April, jeweils 20 Uhr

Wo: Fauteuil

Tickets: ab CHF 35.- (Vorverkauf)

michaelvonderheide.com

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Fotos: Patrick Mettraux & Christian Bechtiger