Auf der Kunsteisbahn Margarethen wird synchroner Eiskunstlauf trainiert. Leidenschaftlich, mit viel Freude und Ehrgeiz und teilweise so erfolgreich, dass
 es für die Teilnahme an der inoffiziellen Europameisterschaft reicht. Höchste Zeit, diese Sportart kennenzulernen!

Es ist ein Freitagnachmittag im Oktober, als ich durch den Seiteneingang der Kunsteisbahn Margarethen schlüpfe. Gummiboden, eisige Luft und feuchte Socken mischen sich zu einem Duftcocktail, der mir ein Flashback beschert: Ich erinnere mich an stundenlanges Kreisen auf dem Eis. An Schlittschuhe so bequem wie Schraubstöcke. An taube Zehen. An kicherige Winternachmittage in der Pubertät.

 

Zurück im Jetzt erlebe ich fröhliches Treiben. Kinder kurven übers Eis, vorwärts, rückwärts, sich drehend. Offiziell ist die Kunsti noch geschlossen, doch das Training im Synchronized Skating hat bereits begonnen. «Synchro-was?», denkst du dir jetzt vielleicht. Genau so erging es mir, als ich erfuhr, dass diese Sportart existiert. Und mehr noch: Dass in Basel fünf Teams trainieren, die regelmässig an Wettkämpfen und Meisterschaften teilnehmen. Dann habe ich gegoogelt. Wow!

 

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HARTES TRAINING,
SCHWEISS UND DISZIPLIN

Grazile Eisläuferinnen und Eisläufer, die eine Bielmann-Pirouette oder einen Doppel-Axel im Takt der Musik vollführen, kennen wir aus dem Fernsehen. Beim Synchronized Skating jedoch bewegt sich eine ganze Gruppe von bis zu 16 Personen synchron und in akribischer Präzision über das Eis. Wenn alle Röcke und Haare in dieselbe Richtung flattern und die Teams mit der Musik an Fahrt gewinnen, wenn sie schliesslich in irrem Tempo aufeinander zu rasen und sich am Ende mit nur wenigen Zentimetern Abstand kreuzen, dann läuft es einem kalt den Rücken runter. Zauberhaft leicht sieht das aus. Man möchte glatt selber mal wieder auf Kufen dahingleiten. Doch natürlich ist das, was so elfengleich wirkt, verbunden mit hartem Training, Schweiss und Disziplin. Nach der Kür schnaufen sogar die zartesten Eis-Feen wie französische Bulldoggen.

 

«Wir trainieren einmal die Woche auf dem Eis», erzählt Carmen Bühler, während wir auf Annekäthi Lutz warten. Die beiden Frauen engagieren sich für das Synchronized Skating beim Eislauf Club beider Basel (ECB). «Hinzu kommen Spezialtrainings am Wochenende, Kondition- und Muskelaufbau in der Turnhalle und Trainingslager. Auch im Sommer stehen wir auf dem Eis – in der St. Jakobs-Arena, dem einzigen Eisfeld in Basel, das ganzjährig befahrbar ist.» Synchronized Skating ist die jüngste Eislaufdisziplin. In der Schweiz wurde 1993 die erste Meisterschaft ausgetragen. Carmen begann mit 12 Jahren mit «SYS», wie sich die Sportart einfachheitshalber nennt. Der Mix aus Sport und Show fasziniert sie bis heute. Aktuell läuft sie im Team Onyx. Zudem engagiert sie sich im Vorstand des ECB.

 

«MIT THERMOUNTERWÄSCHE GEHT’S!»

 

Da kommt Annekäthi. Auf Schlittschuhen natürlich, sie war bis gerade eben auf dem Eis. «Seit 10.45 Uhr heute Vormittag», erzählt sie fröhlich. Ob sie nach über sechs Stunden keine Eiszapfen-Füsse habe, frage ich sie besorgt. «Schiessegliech, mit Thermounterwäsche geht’s», grinst sie und ihre Augen funkeln. Annekäthi trainiert vier der fünf SYS-Teams auf der Kunsti und entwickelt deren Programme. Die jüngsten Läuferinnen sind 7 Jahre alt. Die ältesten 65. Als Jugendliche betrieb Annekäthi Eiskunstlauf auf Wettkampf-Niveau, wechselte später in ein SYS-WM-Team. Seit vielen Jahren engagiert sie sich als Trainerin für die Sportart in Basel. Und freut sich immer noch jedes Jahr wie eine Eisprinzessin auf den Saisonstart im September. Dieses Glücksgefühl kennt auch Carmen. «Es fühlt sich an wie heimkommen. Endlich wieder auf die Kunsti!», schwärmt sie. Und Annekäthi ergänzt: «Und dann dieser Duft ... Die kühle Luft, das Eis; es ist einfach heimelig.» Die Begeisterung und die Leidenschaft der beiden wirken ansteckend. Es scheint, als sorge der Mix aus Disziplin, Teamgeist und Motivation für ganz besonders positive Vibes.

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Unterdessen haben die Hockeyaner das Eis für sich beschlagnahmt. Sie kurven mit ihren Schlägern über das Feld und hauen Pucks gegen die Bande. Die Eisflächen in Basel sind hart umkämpft, die Stundenpläne minutiös geplant. Annekäthi hat Pause, bis das Hockey-Training vorbei ist. Danach wird sie noch bis 22 Uhr ihre Läuferinnen und Läufer trainieren. Für kalte Füsse bleibt da keine Zeit.

 

Synchronized Skating live

Eigentlich findet jedes Jahr im Dezember ein SYS-Schaulaufen statt. Dieses Jahr aufgrund der Umstände leider nicht öffentlich. Am Freitag, 5. März, ist jedoch das ECB-Schaulaufen auf der Kunsti Margarethen geplant, welches hoffentlich vor Publikum wird stattfinden dürfen. Da sind alle Teams auf dem Eis und zeigen eine Kür. Zudem findet am Samstag, 27. März in der St. Ja- kobs-Arena die inoffizielle Europameisterschaft «International Synchronized Skating Mixed Aged Trophy» statt, für welche sich das Team Onyx qualifizieren möchte.