Heutzutage ist in Basel ein starker Trend hin zu regionalen Lebensmitteln bemerkbar. Immer mehr Menschen möchten wissen, ob ihre Lebensmittel von lokalen Landwirtschaftsbetrieben stammen und manche pflanzen sich ihr Gemüse, Obst und Kräuter sogar selbst auf dem eigenen Balkon an. Doch welche Bedeutung hatte die Regionalität früher und wie sah damals die Esskultur aus? Das Antikenmuseum Basel liefert Antworten.

Die im Oktober 2022 startende Sonderausstellung «Ave Caesar! Römer, Gallier und Germanen am Rhein» zeigt die Bedeutung des Rheins für die frühe Geschichte unserer Region und ganz Europas. Bereits in der Antike war dieser Fluss eine wichtige Handelsroute, über die auch Lebensmittel transportiert wurden. Einflüsse aus dem Mittelmeergebiet lassen sich schon in vorrömischer Zeit erkennen. Wein aus dem Mittelmeerraum, der später in grossen Mengen importiert wurde, wurde bereits im 6. Jh. v. Chr. von der keltischen Oberschicht sehr geschätzt. Aber auch Olivenöl war schon früh ein beliebtes Importgut. 

Nachdem die Römer unser Gebiet erobert hatten, lebte eine multikulturelle Gesellschaft am Rhein. Tausende von römischen Soldaten und Kolonisten, die aus dem ganzen römischen Reich stammten, besiedelten die Region. Zu dieser Zeit stieg die Nachfrage nach Mittelmeerprodukten rasant an. Einerseits waren importierte Lebensmittel weiterhin ein Distinktionsmittel für die lokale Elite, andererseits nahmen die Neuankömmlinge ihre Esstraditionen mit und wollten auf ihre gewohnten Speisen nicht verzichten. In römischer Zeit wurden deswegen in unserer Region neue Pflanzen wie Äpfel, Birnen, Kirschen oder Weintrauben angebaut. Auch manche Fleischsorten wie Ziegen- und Hühnerfleisch wurden hier häufiger konsumiert als noch in den früheren Epochen. 

Die Verbesserung der Infrastruktur, im Spezifischen der Strassen und der Kanäle, und die einheitliche Währung kurbelten nach der römischen Eroberung den Handel an. Auch exotische Luxusgüter wie Granatäpfel, Feigen und Austern wurden nun importiert. In einem römischen Legionslager in Biesheim im Elsass und im Flusshafen von Trier wurde sogar indischer Pfeffer nachgewiesen. Es fand jedoch auch ein Export von Lebensmitteln statt, denn unsere Region hatte einige Schinken- und Wurstspezialitäten zu bieten, die bis nach Rom transportiert wurden.

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Nahrung für Körper und Geist

Trotz der ganzen importierten Lebensmittel war der regionale Anbau in der Antike die Norm, denn längst nicht alle gesellschaftliche Schichten konnten sich die teuren Importwaren leisten. Auf regionale Zutaten setzt auch das Antikenmuseum Basel in seiner Veranstaltungsreihe «Kultur trifft Kulinarik», dies jedoch aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Förderung der hiesigen Wertschöpfung. Die Abende im Antikenmuseum verbinden den kulinarischen Genuss mit einem Gang durch eine der aktuellen Ausstellungen. Gestartet wird mit einem Aperitif, gefolgt von einer Führung durch eine der Dauer- oder Sonderausstellungen. Abschliessend geniessen die Besucher:innen ein feines 3-Gänge-Menü im hauseigenen Bistro und können dabei das soeben Erlebte Revue passieren lassen. Die Gerichte werden jeweils an das Thema der Führungen angepasst. So wird die Führung durch die Ägyptensammlung mit einem ägyptischen Abendessen verbunden und diejenige durch die Ausstellung «tierisch!» mit einem mediterranen. Da hierfür alles regionale Lebensmittel verwendet werden, wird die jeweilige exotische Note durch die Verwendung der Gewürze, z. B. die Gewürzmischung Ras el-Hanout, oder die Art der Zubereitung erreicht. So wird beispielsweise Olivenöl anstatt die in der Schweizer Küche übliche Butter verwendet. Die fremdländische Geschmacksrichtung wird ebenfalls durch die Zusammenstellung der Gerichte hervorgebracht, wie etwa die Kombination der Hirse-Gemüse-Pfanne mit den Gewürz-Aprikosen.

Wer also sowohl Körper und Geist mit Nahrung versorgen will, ist im Antikenmuseum Basel an der richtigen Stelle und kann für einen Abend lang in eine andere Welt eintauchen.

Text Salome Ruf