«Shadowman» am Dolderweg in Basel, fotografiert 1984 von Vera Isler.
Am 8. April eröffnet das Artstübli seine neue Ausstellung. Im Zentrum steht die Pionierrolle des Künstlers Richard Hambleton, der in den 1980er Jahren mit seinen «Shadowmen» in New York und auch in Basel für Aufsehen sorgte. Bis heute inspiriert «The Godfather of Street Art» die Szene, die er selbst leider viel zu früh verlassen hat.

Sie erschreckten die Leute, waren beängstigend, düster und sofort als die Kunst von Richard Hambleton erkennbar: Niemand kam an seinen Schattenmännern vorbei. Nicht in New York. Nicht in Basel. Über Nacht tauchten die Schattengestalten an den Hauswänden auf – oft in zwielichtigen Quartieren, Seitenstrassen, dunklen Gassen. In wenigen Sekunden malte er sie mit schwungvollen Pinselstrichen lebensgross aufs Gemäuer. Über 400 solcher «Shadowmen» entstanden allein in Manhattan. 1984 reiste Hambleton fünf Mal nach Westeuropa und hinterliess seine schwarzen Figuren in 21 Grosstädten. Auch in Zürich und Basel.

 

Unabhängig voneinander fotografierten die in Basel lebende Vera Isler und der Basler Thomas Christ in den 1980er Jahren Hambletons Schattenfiguren. Die Künstlerin und Fotografin Vera Isler reiste gar nach New York, um gezielt nach den Shadowmen zu suchen und Hambleton in seinem Atelier zu fotografieren. Das Phänomen von Graffiti und Street Art und die dazugehörigen Urban Art Künstler faszinierte sie. Und uns faszinieren heute Vera Islers Fotografien, die neben den düsteren Schattenmännern auch eindrücklich die Atmosphäre der 80er Jahre in New York und Basel spiegeln.  

800xnull

«Shadowman» am Dolderweg in Basel, fotografiert 1984 von Vera Isler.

Der in Kanada geborene Richard Hambleton wählte bereits in den 70er Jahren New York als seinen Schaffens- und Heimatort. Er verkehrte im legendären Club 57, unter anderem mit Jean-Michel Basquiat, Keith Haring und Andy Warhol. Hambletons Hang zum Morbiden zeigte sich früh, bereits in seinen 20ern malte er mit Kreide die Umrisse von Mordopfern auf Gehwege und schockierte damit die Öffentlichkeit. In den 80er Jahren entstanden schliesslich die ersten Schattenmänner – sein Bekanntheitsgrad wuchs, seine Leinwand- und Papierarbeiten wurden weltweit in Galerien und Museen ausgestellt und höher gehandelt als diejenigen von Basquiat. 

 

Doch der Ruhm war für Hambleton begleitet von Heroin. Seine Abhängigkeit wurde er bis zu seinem Tod 2017 nicht los. Einige Jahre geriet er in Vergessenheit, wurde vor rund zehn Jahren wiederentdeckt und konnte noch einmal an alte Erfolge anknüpfen. Weiterhin investierte er jeden verdienten Dollar in seine Sucht. 65 Jahre alt wurde Richard Hambleton, der heute ehrfürchtig «The Godfather of Street Art» genannt wird. Er inspiriert die Kunstszene bis heute. Das Artstübli widmet ihm und seinen berühmten Shadowmen nun eine Ausstellung. Begleitend dazu gibt es Rundgänge durch Basel, Talks und Filmpräsentationen. Ausserdem sind ein Ausstellungskatalog und limitierte Prints und Editionen der Fotografien Isler/Christ erhältlich. 

Die Ausstellung ist vom 9. April bis am 25. Juni 2022 im Artstübli am Steinentorberg 28 zu sehen.

Eröffnung: Freitag, 8. April 2022, 17 – 21 Uhr

Buchvernissage: Mittwoch, 27. April, 18 – 20 Uhr

Thomas Christ im Gespräch mit Isabel Balzer: Freitag, 10. Juni, 18 Uhr

FilmScreenings “Shadowman” (2017) by Oren Jacoby: Freitag, 13. Mai und 

Freitag, 24. Juni, 20 Uhr

Öffnungszeiten Ausstellung: Donnerstag/Freitag: 11–18 Uhr, Samstag, 14–18 Uhr

artstuebli.ch