Bis am 26. September zeigt das Kunstmuseum Basel 600 noch nie gezeigte Papierarbeiten der afroamerikanischen Künstlerin Kara Walker. In ihrer Arbeit geht es um Gewalt, Politik, Sexismus, Rassismus und um das Erbe Barack Obamas. Eindrücklich, spannend, mutig – nicht verpassen!

Rassismus, Gewalt, Sexismus – weshalb sollte ich dafür in ein Museum gehen? Weil Kara Walkers Kunst dahintersteckt. Und weil sie ihre Werke enorm dekorativ, spielerisch und bisweilen amüsant gestaltet. Oft erkennt man erst beim näheren Betrachten, dass das, was von Weitem so einladend aussieht, eigentlich ein grauenhaftes Massacker, eine Welt voller Gewalt, sexuellem Missbrauch und Folter ist. «Niemand will sich Kunst anschauen, die sich eindeutig als politisch ankündigt», sagt Kara Walker denn auch in einem Interview zu ihrer aktuellen – und ersten grossen – Ausstellung in der Schweiz. «Dinge nicht ganz sichtbar zu machen, ist eine Art List, um die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen.» Schlaue Frau. Und sympathisch obendrein. 

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In den USA gehört sie zu den berühmtesten Kunstschaffenden, wurde bereits Mitte der 1990er-Jahre mit raumfüllenden Scherenschnitten bekannt, in denen sie die Sklaverei thematisierte. Sie goss eine schwarze Sphinx aus 80 Tonnen Zucker oder sorgte mit ihrer Skulptur «Fons Americanus» in der Tate Modern in London für Schlagzeilen. Der 13 Meter hohe Brunnen – inspiriert vom Victoria Memorial vor dem Buckinham Palace – thematisierte die unrühmliche Kolonialgeschichte Englands, wurde zum Monument des transatlantischen Sklavenhandels. Im grössten Museum für moderne Kunst in England. Mutig ist sie eben auch, diese Kara Walker. 

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Doch wie entsteht eigentlich ein solches Monumentalwerk? In unzähligen Studien auf Papier. Kara Walker zeichnet, skizziert, schreibt. Für das Kunstmuseum Basel hat sie nun erstmals ihr gut gehütetes Archiv geöffnet. Ihre rund 600 kleinen Skizzen, Studien, Collagen, die tagebuchartigen Notizen, Gedanken und Traumaufzeichnungen liefern dir einen einmaligen Einblick in ihren kreativen Arbeitsprozess. Du blickst Kara Walker über die Schulter und siehst, mit wie viel Freude, Schalk und Intelligenz ihre Kunst entsteht. Extra für die Ausstellung sind auch vier Rollenporträts zur Präsidentschaft und dem Erbe von Barack Obama entstanden.

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Und was soll eigentlich der Titel? «A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be» - ihm geht noch ein Teil voraus: «The Sweet, Sweet Smell of Success and the Stench of Ingratitude …», zu Deutsch: «Der süsse, süsse Geruch des Erfolgs und der Gestank der Undankbarkeit … Ein schwarzes Loch ist alles, wonach ein Star sich sehnt». Kara Walker antwortet auf die Titelfrage an der Medienkonferenz lapidar: «I don’t know, it’s just poetry, it made perfect sense to me when I wrote it, that’s all I can say». Vielleicht muss man eben auch nicht immer alles hinterfragen. 

 

Die Ausstellung «Kara Walker – A Black Hole Is Everything a Star Longs to Be» ist bis 26.09. im Kunstmuseum Basel zu sehen.