Bier, Brezel, Schweinebauch und Knödel und Co. mitten im urbanen Basel, geht das? Und ob das geht, wie «Die Sauerei» im ehemaligen Klingeli erfolgreich beweist.

«Wir nehmen etwas, das eigentlich kulturell verankert ist, und machen das neu zugänglich», sagt Viviane Meyer. Sie ist die Betriebsleiterin der «Sauerei», welche im Januar in den Räumlichkeiten des altehrwürdigen Restaurant Klingental, besser bekannt als Klingeli, ihre Türen geöffnet hat. 

Das ist durchaus mutig, steht «die Sauerei» doch nicht zuletzt für die klassische deutsche Küche, für Bier und auch für die entsprechende Biergartenatmosphäre. Und das ausgerechnet in unmittelbarer Nähe von Kaserne und Co., wo das multikulturelle Leben sich auch in der umliegenden Gastronomie niederschlägt und vegane Angebote fast schon zum Standard gehören. 

«Aber wir machen nicht auf Oktoberfest, bei uns wirds keine Dirndl geben», sagt Julia Füzesi. Zusammen mit Andreas Klein ist sie die Mitinhaberin des Lokals und Geschäftsführerin. Aus dem Nichts ist «Die Sauerei» allerdings nicht entstanden. Hinter ihr steht so etwas wie die geballte Biermacht des Bierlagers, des Bierreviers und des Bierjohann, den führenden Adressen, wenn es in Basel um Biervielfalt aus aller Welt geht. «Wir haben ja schon ein spannendes kulinarisches Angebot im Bierjohann. Aber die Idee, eine klassische und doch zeitgemässe Küche zum Bier anzubieten wie jetzt in der ‹Sauerei›, geisterte schon lange in unseren Köpfen», erklärt Julia Füzesi. Und als sich die Rhyschänzligruppe aus dem Klingeli zurückzog, schlugen Füzesi und Klein sofort zu und verwirklichten so ihren Traum. 

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Deshalb steht auch «Die Sauerei» für eine beeindruckende Bierauswahl, wie Betriebsleiterin Viviane Meyer erklärt: «Wir haben 18 Zapfhähne und gegen 150 Flaschen- und Dosenbiere im Angebot.» Diese sind übrigens allesamt in der imposanten «Bierbibel» aufgeführt und auch ausführlich erklärt. Doch auch wenn sich spannende, exotische Biere auf der Karte finden, der Schwerpunkt liegt auf den deutschen Bieren, gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot. Trotz der grossen Auswahl ist es den beiden Frauen jedoch wichtig zu betonen, dass das Angebot der «Sauerei» unkompliziert und für alle zugänglich sein soll. Dazu gehört auch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis, wie Viviane Meyer betont: «Wir sind für alle da und bei uns sollen auch junge Menschen mit wenig Geld noch eine Stange für vier Franken trinken und einen Happen dazu essen können.»

Diese Philosophie zeigt sich auch bei der kulinarischen Auswahl. Auf der Speisekarte geht es unkompliziert und mit Klassikern aus der deutschen und auch der hiesigen Küche weiter: Es gibt Brezel, aber auch Weisswürste, Semmelknödel, Schnitzel, Hähnchen, Schweinebauch- und Haxe und vieles mehr. Sogar das Cordon bleu, für welches das alte Klingeli zu jeder Tages- und Nachtzeit stand, ist wieder zurück. Und das alles zu durchaus zahlbaren Preisen. 

«Und was mir besonders gefällt, ist dass unsere Kundschaft bunt gemischt ist.»

– Viviane Meyer

Ein Angebot, das heute fast schon Seltenheitswert hat, was daran liegen mag, dass diese Art der deftigen Küche lange im Abseits der aktuellen Gastrotrends lag. Doch die Menschen freue es, wie Viviane Meyer berichtet: «Wir können uns nicht über zu wenig Gäste beklagen. Und was mir besonders gefällt, ist dass unsere Kundschaft bunt gemischt ist.»

Trotzdem: Ein typisches kleinbürgerliches Bierlokal, wie es allenfalls noch in der bayrischen Provinz zu finden ist, will «Die Sauerei» nicht sein. Entsprechend finden sich auf der Speisekarte durchaus auch Alternativen zu den fleischlastigen Klassikern. Das Cordon bleu etwa gibt es auch als hochwertige vegetarische Variante, wie Viviane Meyer betont: «Wir verzichten auf Fleischersatzprodukte. Unser vegetarisches Cordon bleu besteht aus Wirz mit einer Pilz-Käse-Füllung und einer knackigen Panade aus Panko.»

Ebenso setzen die beiden auf hochwertige, saisonale Zutaten, wenn immer möglich von lokalen Zulieferern. So kommt das Fleisch von der Metzgerei Jenzer und auch Glace von Löööv steht im Angebot. Diese besteht aus regionalen und von Foodwaste geretteten Zutaten, womit «Die Sauerei» durchaus auch ein zeitgemässes und urbanes Zeichen setzt.

Damit gelingt der «Sauerei» der Spagat zwischen traditionell unkompliziert und trendy urban perfekt, was nicht nur dem Konzept, sondern auch den beiden Gastgeberinnen zu verdanken ist, denen die Freude an dem, was sie tun, auch anzumerken ist.

Text Stefan Fehlmann

Bild Kostas Maros