Experimentell, verrückt, radikal – adieu Tonalität, hallo Zwölftontechnik: Neue Musik ist etwas für geübte Ohren. Vielleicht hilft’s, die Nase miteinzubeziehen. Am Donnerstag, 5. März, spielt uns das Ensemble ö! den Fliederduft herbei.

Beim Stichwort «Neue Musik» bekomme ich spontan Schweissausbrüche. Meine Musikalisches Verständnis hört ungefähr bei Claude Debussy auf. Alles was danach kommt, das ganze vermeintlich unkontrollierte Gezupfe, Gefiedel, Gepolter und Geklimper, löst bei mir impulsives Augenzucken aus und das akute Bedürfnis nach Flucht. Flucht an einen Ort, an dem Harmonien harmonieren und Melodien erkennbar sind. 

Aber nun gut, ich will mich der Neuen Musik ja nicht vollends verschliessen. Darum wage ich einen Anlauf. Das Basler Ensemble ö! vertont in dieser Konzertsaison Düfte. Wohltuend für die Sinne soll das Ganze sein und Erinnerungen wecken. Einen Geruch, den wir einmal wahrgenommen haben, bleibt ja in unserem Gehirn hängen und lässt sich auch Jahre später wieder abrufen. Dieses Phänomen ist spektakulär. Aber lässt es sich mit Neuer Musik verbinden? Mit Musik, die für meinen Geschmack in keine Sekunde einen Wiedererkennungswert hat?

Am 5. März geht es um Flieder, ach, wie schön! Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Ensemble ö! seine Sache grossartig macht. Ich habe jedoch Zweifel daran, dass der Abend für mich eine sinnliche Wendung mit Frühlingsgefühlen nimmt. Vielleicht muss ich auch nach zehn Minuten nassgeschwitzt verduften.

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