Er schwingt sich von Stange zu Stange, springt von einer Mauer zur zwei Meter entfernten Hauswand, um sich dort aufs Dach zu ziehen. An einer anderen Wand stützt er sich ab, um mit einem Salto ein Hindernis zu passieren oder über eine drei Meter hohe Fassung zu hüpfen. Und das alles, als wär’s ein Kinderspiel. Chris Harmat gehört zur weltweiten Elite im Parkour-Sport.

Der 29-jährige Basler Chris Harmat ist nicht nur Parkour-Weltmeister, sondern steht derzeit auch auf Platz 1 der Weltrangliste des Internationalen Turnerbundes. Und ist mehrfacher Ninja Warrior-Finalist. Ein moderner Superheld sozusagen. Denn zumindest ich kann nicht wirklich nachvollziehen, wie zur Hölle sowas möglich ist, wenn ich Chris und seinen Traceur-Kollegen beim Training zuschaue. Absolut unmenschlich!

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Mit Parkour angefangen hat Chris, als er 15 war: «Damals konnte ich mir nicht mal vorstellen, je einen Salto zu schlagen!» Doch der Film Yamakasi hat ihn motiviert. «Zu sehen, wie die sieben Parkour-Helden mit ihren Skills einem Kind das Leben retten, hat mich sehr inspiriert.» Mit 17 wurde er in Berlin Weltmeister in der Kategorie Speed: «Das war extrem überraschend! Plötzlich stand ich da mit einem Pokal – schon krass!»

17 Jahre alt war er auch, als er, gelernter Elektroinstallateur, mit der World’s Parkour Family seine erste Firma gegründet hat. Wenn man mal was gewonnen habe, forme sich automatisch ein neues Ziel: «Man möchte mehr! Umso schöner war es, dass ich 2018 den World Cup in Hiroshima gewinnen durfte – und 2019 sogar den Gesamtweltcup!» Sein aktuell grösster Traum ist die Teilnahme an Olympia. Je nach Entwicklung dürfte Parkour im Jahr 2028 olympisch werden.

Parkour-Hotspot Basel

Auch wenn Chris Harmat schon ziemlich in der Welt herumgekommen ist, bleibt er stolz auf seine Heimatstadt: «Ich bin in Basel geboren und habe immer hier gelebt. Ich liebe das Zusammenspiel zwischen Klein- und Grossbasel, mit dem Rhein dazwischen.» Umso happier war er, als er als Basler den legendären Sprung von Toby Segar bei der Schifflände nachdoppeln konnte. «Ich freue mich, ein Teil von Basel zu sein!»

Mit der Heuwaage, dem Zeughaus, dem Zoo und der Dreirosenbrücke weisen wir ein paar der besten Parkour-Spots überhaupt auf. Ich persönlich trainiere am liebsten beim Theater, beim Polizeiposten bei der Schifflände, oder dem Claramätteli.

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Basel gehört übrigens zu den beliebtesten Pflastern in der weltweiten Parkour-Szene: «Mit der Heuwaage, dem Zeughaus, dem Zoo und der Dreirosenbrücke weisen wir ein paar der besten Parkour-Spots überhaupt auf. Ich persönlich trainiere am liebsten beim Theater, beim Polizeiposten bei der Schifflände, oder dem Claramätteli.» Ausserdem ist im St. Johann dank Chris und seinen Kollegen von Overground auf 2500 Quadratmetern das weltweit erste kombinierte Trainingscenter für Ninja Warrior, Parkour, Calisthenics, Trampolin, Chase Tag, Big Bounce und Tricking entstanden. 

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Unmenschliche Urmenschlichkeit

Wenn der passionierte Ping-Pong-Spieler mit ungarischen Wurzeln nicht grad in der Welt herumreist oder auf spektakulärste Weise in den Rhein springt, ist er gerne am Baden oder am Highlinen. «Ich unternehme viel mit meiner Freundin und meinen Freunden – Hauptsache, ich bin unterwegs. Ich gehe auch regelmässig mit ungarischen Senioren schutten», schmunzelt er. 

Der Mensch war schon immer ein Kletterer, der gerne herum hangelte. Doch während wir damit beschäftigt waren, die Welt zu dem zu machen, was sie heute ist, gingen diese Urinstinkte immer mehr verloren.

Fragt man Chris, handelt es sich bei Parkour und Ninja Warrior nicht etwa um eine unmenschliche Kraft, sondern vielmehr um eine urmenschliche: «Der Mensch war schon immer ein Kletterer, der gerne herum hangelte. Doch während wir damit beschäftigt waren, die Welt zu dem zu machen, was sie heute ist, gingen diese Urinstinkte immer mehr verloren; wir haben vergessen, wozu der Mensch alles fähig ist», ist er sicher, «Dank Sportarten wie Parkour oder Ninja lassen sich diese natürlichen Bewegungen allerdings wieder zurückerlangen.»

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Früher war es ein Salto, der Chris unmöglich schien. Und heute? «Die Ausübung eines monotonen Berufs!» Dafür schätzt er das flexible Freestyler-Leben zu sehr. Und ja: «Selbst ohne meine Hände würde ich wahrscheinlich noch immer viel ummegumpe. Schlimmstenfalls halt mit Prothesen.» Ein Superheld mit Superkräften. Und absolut menschlich.