So ähnlich hätten es wohl Hildy und Ernst Beyeler umschrieben; oder in den Worten Claude Monets «Ich verfolge einen Traum - ich will das Unmögliche ...»

Als Auftakt zu ihrem Geburtstag zeigt die Fondation Beyeler erstmals eine umfassende Schau zu den vielfältigen Bildwelten einer der grossen Pioniere der Moderne. Es mag kaum überraschen, dass das Fest zum runden Geburtstag in Riehen mit Monet beginnt, sind seine Werke in der Sammlung doch mitunter auch Ausgangspunkt für den Bau von Renzo Piano: Innen- und Aussenraum verschmelzen, der Monet-Saal erstreckt sich mittels des Seerosenteichs bis hin zum Berower Park.

Wir beginnen die Ausstellung andersherum und starten im Untergeschoss – ein Geheimtipp von mir, um einerseits dem dichten Besucherfluss zu entkommen, andererseits aber auch um eine gänzlich andere Leseart der impressionistischen Bildwelt zu ermöglichen. Dort wurde extra zur Sonderausstellung ein etwas 30-minütiger Film mit dem Titel «Under the Influence of Claude, Vincent, Paul... and the others» oder «Der Einfluss der impressionistischen Malerei auf das junge französische Kino» von Matthias Brunner erstellt. Der Film besteht aus Fragmenten von verschiedenen Filmen der 12 berühmtesten Regisseure, deren Arbeit in engem Austausch mit der impressionistischen Malerei stand. Besonders deutlich wird dies in den Filmen Jean-Luc Godards, in denen es an zahlreichen Zitaten aus der europäischen Malerei und der Kunstgeschichte wimmelt. Kurzum, nach diesem filmischen Streifzug wird eines besonders deutlich: die impressionistischen Maler und unter ihnen besonders Monet haben ein filmischen Bilddenken vorweggenommen, respektive nachhaltig beeinflusst. Sieht man sich nun die Ausstellung an, und zwar von hinten aufgerollt, hat man dank der filmischen Bilder komplett neuartige Sichtweisen auf Monets Werke.

Die von Ulf Küster kuratierte Ausstellung ist in Themen gruppiert, wie der Darstellung des Flusses Seine, Bäume als Sujet, das Mittelmeer als Motiv oder Monets geliebtes London bis hin zu seinem Spätwerk, in welchem er sich malerisch mit seinem Garten auseinandersetzt und den Spiegelungen in seinen Seerosenteichen. Von den rund 62 Werken faszinieren mich besonders die spät entstandenen Werke, da hier die Monet’sche magische Stimmung, die in den Zwischenspielen zwischen Licht, Schatten und Reflexion besonders deutlich vor Augen tritt. Können wir in den von Turner inspirierten Nebel-Ansichten von London noch die Umrisse von Gebäuden oder Brücken erkennen, so bestehen die Gemälde, die Morgenstimmungen der Seine zeigen ausschliesslich als Spiegelungen von Spiegelungen – Realität und gemaltes Spiegelbild heben sich vollkommen aus, sodass das Bild genauso gut umgekehrt präsentiert werden könnte. Und hiermit zeigt sich Monets Pioniergeist: dem französischen Künstler ging es nach einer langjährigen Durchdringung des impressionistischen Malstils wohl weniger um diesen selbst als vielmehr um eine komplett neuartige Bildfindung anfangs des 20. Jahrhunderts, die den Abstraktionismus einläuten oder zumindest begleiten sollte.

Zeitgleich findet im Rahmen des 20. Geburtstages der Fondation Beyeler die erste der drei speziellen Sammlungspräsentationen statt. «Das Original», kuratiert von Raphaël Bouvier ist eine Re-Interpretation der ersten Sammlungspräsentation von Ernst Beyeler 1997. Von Cézanne, van Gogh über Degas bis hin zu Picasso, Giacometti und Bacon, erhält die Besucherin auch Einblick in Arbeiten von Kelly, Warhol oder Bacon. Ohne nun zuviel zu verraten, aber derzeit lohnt es sich für Kunstliebhaberinnen der Klassischen Moderne und der Gegenwartskunst besonders nach Riehen zu pilgern – und sich zumindest ein paar Stunden dem Genuss von unterschiedlichen Bildsprachen im Austausch mit der umliegenden Natur zu widmen.

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